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Endlich draußen malen

Mein großer Traum ist ja, einfach nach draußen zu gehen und zu malen. Bislang ist dies immer an den eigenen Ansprüchen gescheitert, der Maler will ja auch mit einem passablen Ergebnis nach Hause kommen.

Das letzte Mal draußen war ich vor ca. einem Jahr. Seitdem nur im Atelier geübt…

Also, vorgestern war hier der Frühling (für zwei Tage angesagt), hinter dem Haus startet eine Motorsäge und die Nachbarin schimpft mit dem Sohn. Also heute ist der Tag!

Die Malsachen in den Rucksack gepackt und los. In kurzer Entfernung findet sich ein kleines Wäldchen, das wohl so uninteressant ist, dass es der Kultivierung bislang entgangen ist. Sogar ein Bach mäandert unbegradigt hindurch, ein echter Geheimtipp. Ich finde auch schnell eine schöne Stelle und beschließe, dass ein etwas krummer, aber imposanter Stamm am Bach der Hauptdarsteller meines heutigen Bildes sein soll.

Aus reiner Faulheit habe ich keine Staffelei dabei, sondern nur einen Hocker und beginne trotzdem mit einer Vorzeichnung. Zum Glück kommen keine Leute vorbei, mein Anblick ist bestimmt zum Schreien. Vor allem, weil der Boden durch die ausgiebigen Regenfälle in den letzten Wochen schön weich ist und mein kleine Dreibeinhocker tief einsinkt. Zweimal verliere ich die Balance und wäre fast in den Bach gefallen… Zu allem Unglück hat mein Hocker eine Schraube verloren, so dass zumindest eine Erklärung für die Beinahe-Katastrophe habe.

Immerhin bekomme ich eine Miniskizze in meinem Skizzenbuch und eine Vorzeichnung auf Aquarellpapier hin.

Mit malen ist heute allerdings nichts, ich gelobe allerdings am Bach feierlich, dass ich nie mehr ohne Staffelei losgehen werde!

Dann noch eine Skizze an anderer Stelle, schön, Blumenwiese, Bienen brummen, Löwenzahn… Der Malertraum… Leider dann durch ein Telefonat unterbrochen, ich muss zurück…

Ein Tag später. Wieder Sonnenschein, die absolute Ausnahme bei uns in diesem Jahr. Soll ich oder nicht…? Immerhin gibt es ja noch die Vorzeichnung von gestern. Also gut. Diesmal mit Staffelei und neuer Schraube im Hocker.

Da ich früher dran bin als gestern, ist das Licht bei meinem Baum komplett anders. Die richtige Entscheidung ist, jetzt woanders hin zu gehen. Ich setze mich also nochmal auf die Blumenwiese, baue meine Sachen auf und pinsle los.

Es zeigt sich, dass auch die Tageszeit großen Einfluss hat, in der Mittagszeit wirkt eine Landschaft durch die fast fehlenden Schatten eher langweilig. Es entsteht auch ein ziemlich langweiliges Bild, aber ich freue mich, dass ich es geschafft habe, große Flächen anzulegen, ohne mich gleich in Details zu verkünsteln.

So, besser wird das nicht mehr, ich überlege, ob ich wirklich noch zu meinen Bäumen gehen soll (immerhin ist mit einem Bild am Tag ja das Soll schon erfüllt).

Ich gehe!

Zum Glück passt die Vorzeichnung, und mit Staffelei ist gleich ein viel besseres Gefühl da. Und, oh Wunder, es fängt an, richtig Spaß zu machen! Ich versinke für drei Stunden im Wald, nur unterbrochen von zwei neugierigen Rehen. Hört sich an wie in einem Kitschfilm. Ist aber so

Zwischendurch kommt mal wieder meine alte Schwäche hoch, immer, wenn ich nicht mehr weiter weiß, möchte ich aufhören und wegrennen. Heute habe ich allerdings im richtigen Zeitpunkt eine Idee, wie es weiter gehen könnte, und das rettet mich.

Leider muss ich kurz vor Schluss recht hektisch aufhören, es fängt nämlich mal wieder an zu regnen. Schnell zusammen gepackt und das Bild in die Mappe.

Allerdings gehe ich heute mit einem tollen Gefühl nach Hause! Ein super Auftakt für die kommende Malsaison.

Kein Meisterwerk, aber ein fertiges Bild. Format 50 x 70 cm. Hat richtig Spaß gemacht!